Die Ausstellung Sammlung im Blick: Zeichnungen aus sieben Jahrhunderten gibt seit dem Umzug in den Museumsneubau den ersten umfassenden Überblick über den Bestand der Zeichnungen vom ausgehenden 15. Jahrhundert bis heute. Waren seit dem Bezug des Museums am Augustplatz im Jahre 1858 die Bestände an Kunstwerken auf Papier noch gering, so umfasst die Grafische Sammlung heute ungefähr 70.000 Werke – Grafiken, Zeichnungen und Fotografien.

Mit einer Auswahl von etwa 150 Zeichnungen können nun die zumeist verborgenen Werke im Original betrachtet werden. Das empfindliche Medium Papier ist Grund für die zurückhaltende Präsenz. Die Ausstellung macht Arbeiten sichtbar, die eine über 160-jährige Sammelleidenschaft sowie die Eigenheiten der Grafischen Sammlung erlebbar machen. Zu sehen sind Figurenstudien, Landschaften, Porträts, erste Ideenskizzen, Aquarelle, Skizzenbücher und Künstlerbriefe. Die oftmals kleinformatigen und nahansichtigen Kunstwerke fordern auf, sich auf die zeichnerische Vielfalt und die verschiedenen Kunstlandschaften und Ihre Schulen einzulassen. Allen gemeinsam sind das Papier als Bildträger und der Stift aus Metall, Grafit, Blei oder Kohle. Im 20. Jahrhundert erlangt die Zeichnung Unabhängigkeit, formale und inhaltliche Bestandteile zerfallen. Linie, Farbe und Fläche bieten Möglichkeiten für experimentelle, neue, künstlerische Wege und die Erweiterung der bildnerischen Mittel. 1880 wird erstmals ein „Kupferstichcabinett“ erwähnt.

Erst Ende des 19. Jahrhunderts wird seitens des Museums planmäßig Kunst auf Papier gesammelt. Vielmehr haben zahlreiche SammlerInnen, Stiftungen und Freundeskreise den Bestand an Zeichnungen gefördert und seit der Museumsgründung erweitert. Hervorgehoben seien Christian Heinrich Demiani, Johann August Otto Gehler, Hermann Härtel, Moritz Eduard Mayer, Rudolf Benno von Römer, Maximilian Speck von Sternburg, Hans-Peter Bühler, Marion Bühler-Brockhaus und Mayen Beckmann. Aus dem Zeichnungskonvolut des Leipziger Ratsherrn Gehler, das 1859 unter dem Namen seines Schwiegersohns Heinrich Dörrien in den Besitz des Museums gelangte, werden Zeichnungen vom Meister des Hausbuchs, Filippino Lippi, Hans Holbein d. J., Lucas Cranach d. Ä., Rembrandt, Lorenzo Lotto, Giovanni Battista Piranesi, Nicolas Poussin, Adam Friedrich Oeser und Julius Schnorr von Carolsfeld präsentiert. Zeichnungen von Salvator Rosa und Giovan Lorenzo Bernini verweisen auf den Sammlungsbestand römischer Barockzeichnungen aus dem Besitz der Königin Christina von Schweden. Zeichnungen von Max Klinger, Adolph von Menzel, Franz von Stuck, Hans von Marées, Auguste Rodin, Gustav Klimt, Käthe Kollwitz und Max Liebermann führen in die Kunst der Zeichnung um 1900. Max Beckmann ist durch die Dauerleihgabe von über 360 Zeichnungen aus dem Nachlass von Mathilde Q. Beckmann als wichtiger Vertreter der Klassischen Moderne umfangreich vertreten. Nach dem Zweiten Weltkrieg und bis heute bleibt ein bedeutender Sammlungsschwerpunkt deutsche Kunst im Umfeld der Leipziger HGB sowie den angrenzenden Kunstzentren.