Die Arbeiten und Bildgruppen von Magda Csutak (geb. 1945 in Sfântu Gheorghe, Siebenbürgen, Rumänien, lebt und arbeitet seit 1977 in Wien) bauen jeweils aufeinander auf. Konstituierender Faktor ist die sinnliche Lust am Ausprobieren und die Übersetzung von Mathematik in Sprache über den Weg der bildenden Kunst. Oftmals visionär, noch vor den eigentlichen wissenschaftlichen Beweisen von Theorien, schuf sie bereits 2002 eine 15-teilige Bildformel, die ihren Kosmos umreißt. 2006 und 2007 besuchte sie die Vorlesungen des Mathematikers Rudolf Taschner in Wien. Dort entdeckte sie in der eulerschen die "schönste [aller] mathematischen Formeln". Eine Metapher, der sich nicht nur Taschner bedient, sondern die den zentralen Nerv der Auseinandersetzung mit Magda Csutaks Werk trifft. Sie konstruiert ihr eigenes Binärsystem, in dem Elemente zusammenkommen, die sonst separiert bleiben.

Drei wesentliche Parameter leiten ihr Schaffen: die Auseinandersetzung mit Materie im Sinne einer körperhaften wie körperlosen Materialisierung, die Null, die mit dem Nichts oder der Ellipse repräsentiert ist und die Frage nach Bild und Abbild. Letzteres, die zweidimensionale Herangehensweise an das Bild und sein Abbild, ist entscheidend für die Abgrenzung ihrer künstlerischen Praxis von ihren wissenschaftlichen Interessen. Magda Csutak entschlüsselt physikalisch-chemische Prozesse, die dem bloßen Auge verborgen bleiben, durch die Verwendung unterschiedlicher Materialien. Porzellan in den Varianten von Knochenporzellan bis Porzellanpapyrus oder in seiner Reinform als Kaolin, fotografische Techniken oder die Zuhilfenahme von Grafit, Eisen- und Nickeldioxid dienen der Künstlerin zur Fertigung ihrer Bildkonstruktionen. Vieles bleibt dabei angedeutet, Inhalte werden über das Material selbst transportiert. Porzellanpapyrus beispielsweise lässt die gesamte kulturgeschichtliche Dimension der Schrift rekurrieren, über das Schreiben auf Knochen, Stein- und Tontafeln, Papyrus und Papier, bis zum binärkodierten Tippen und zum zukunftsträchtigen Generieren von Sprache im quantenphysikalischen Raum.

Ausdruck findet dieses Verständnis häufig in der kompakten wie dynamischen Form der Ellipse. Der geometrisch definierte Kegelschnitt, bestehend aus geschlossenen ovalen Kurven, entspricht in der Natur den Umlaufbahnen der Planeten um die Sonne. In diesem Sinn bekommt die Ellipse etwas Poetisches. Die elliptische Form scheint der Minimal-Art in Ausdruck und Farbigkeit ähnlich, entspricht jedoch vielmehr einem konzeptuellen Objekt - wie László Beke die Ellipse Magda Csutaks nannte. Bereits in der antiken Astronomie vorkommend, ist die unruhige Form für die Künstlerin Sinnbild eines Aufbruchs gegen die messbaren, viereckigen Grundformen innerhalb der Gesellschaft: Bildtafeln, Screens von Computern und Handys, sogar unsere Architekturen unterliegen dem System des Rechtecks.

Die Ellipse hingegen als Verkörperung des Prinzips der Null ist viel mehr als bloße ästhetische Repräsentanz. Die Null kommt in der künstlerischen Kodierung darüber hinaus in Gleichungen vor, als Variable oder in einer Zahlenfolge von Primzahlen – wobei Magda Csutak die Null zu jenen rechnet. Ihre Arbeiten dienen einer konstanten Erprobung von Gebieten, die einem breiten Publikum zumeist nur schwer sprachlich vermittelt werden kann.