Tremmels Landschaften erscheinen zunächst im Duktus historischer, präziser wie großräumiger Malweise samt ihrer Symbolik als Ort der Sehnsucht und Vollkommenheit. Die komplexe romantische Weltordnung als Universalpoesie wird von Tremmel beherrscht, dann treffsicher schmerzhaft zerstört durch rabiate Leerstellen. Im Aussägen, Überblenden, Übermalen und Vernebeln von Bildteilen löscht er das pathetische Panorama und zeigt bildhaft auf Defizite. Die Landschaften sind teils nur angedeutet in punktuell austretendem Licht, teils in volltönend leuchtenden Farben im Ausdruck aufscheinender Energie erfasst. Die mutwillige Eliminierung der Zentralperspektive überträgt sich von der Kunstgeschichte auf das Weltverhältnis. Die Überwindung zur Zerstörung der Ganzheitlichkeit kann spiegelbildlich die alte und die neue Welt gegenüberstellen und lässt die alten Meister zu Wort und neuer Geltung kommen.

Neben den großformatigen Arbeiten entstehen auch Kleinstformate in Malerei und parallel Objekte aus Metall und Kunststoff wie z. B. kompakte, irreguläre, abstrakte Gebilde mit einer hochglänzenden Oberfläche. Sie sind als deus ex machina im Entstehen der Willkür der einwirkenden Kräfte überlassen: der Hitze, ihrer Stofflichkeit und dem unberechenbaren Wirken der Energien.

Tremmel behauptet nicht nur die Pendelbewegung von Schöpfung und Zerstörung. Die Gegenbewegungen verbinden sich hier im Zusammenwirken von konkret vorfindlicher Natur und Abstraktion. Der Prozess von Vergehen und Neuschöpfung ist in den Werken angehalten im Spannungsmoment des Stillstandes vor dem Bruch. Titel wie „Erscheinung“, „Ausbruch“, „Erleuchtung“, „Erlösung“ und „Entladung“ bezeugen das Atemholen vor dem Augenblick der Übersteigerung und Entgrenzung. Für den Stillstand davor hat Clemens Tremmel treffende Bildwelten geschaffen.