Baselitz, Richter, Polke und Kiefer schufen die Voraussetzungen dafür, dass die Kunst und nicht mehr der von Paul Celan beschworene Tod ›ein Meister aus Deutschland‹ werden konnte.

(Götz Adriani)

Baselitz, Richter, Polke und Kiefer. Vier Namen aus Deutschland, die in der ganzen Welt bekannt sind. Der Fokus der Ausstellung liegt auf den 1960er-Jahren. Rund 100 Werke zeigen, wie sich die Künstler in ihren frühen Arbeiten mit einer Zeit auseinandersetzen, die geprägt war von Herausforderungen und Umbrüchen, Utopien und Neuorientierungen, Macht und Protest.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebt der Westteil des zerstörten und bald geteilten Deutschlands nicht nur ein rasches Wirtschaftswunder, sondern beginnt endlich auch mit der Aufarbeitung der eigenen Geschichte. Die restaurative Politik wird, vor allem von der Jugend, immer mehr in Frage gestellt. »Unter den Talaren der Muff von tausend Jahren« wird zu einer der Kernparolen der Studentenbewegung. Auch Baselitz, Richter, Polke und Kiefer nehmen in ihrem Frühwerk den Geist der Zeit auf. Obgleich sie sich alle selbst unpolitisch nennen, prägt ihre Kunst vor allem im Ausland bis heute das positive Bild eines neuen, kritischen Deutschlands. Ihre figurativen Gemälde fordern in den 1960er-Jahren die damalige Vorherrschaft der Abstraktion heraus.

Baselitz malt zerrissene, geteilte Helden. Polke und Richter führen die Absurdität und Leere des allseits verlockenden Konsums vor. Anselm Kiefer hingegen legt die Wurzeln des sogenannten »Dritten Reiches« in der deutschen Geschichte offen. Die Werke dieser vier Meister erstmals zusammen in einer Ausstellung zeigen zu dürfen und damit diese wichtige Etappe deutscher Geschichte sichtbar zu machen, ist ein Glücksfall.

Gastkurator Götz Adriani ist dieses Projekt zu verdanken. Der renommierte Kunsthistoriker ist nicht nur ein Weggefährte dieser Generation, sondern auch mit den Protagonisten der Ausstellung freundschaftlich verbunden.

Aus Gesprächen mit den drei noch lebenden Künstlern und einem sehr persönlichen Text zu Sigmar Polke ist der Ausstellungskatalog entstanden.

Bereits im Foyer der Staatsgalerie werden die Besucherinnen und Besucher auf das Jahrzehnt der 1960er eingestimmt. Schlaglichter aus Musik, Politik und Alltag umreißen das Spannungsfeld zwischen Heintje und Rolling Stones, Wirtschaftswunder und Studentenprotesten.

Die Ausstellung ist anschließend vom 12.9.2019 bis 5.1.2020 in den Deichtorhallen Hamburg zu sehen.