Sprüth Magers zeigt mit HAUS eine Einzelausstellung des Schweizer Künstler Duo`s Fischli Weiss, das seit den 1980er Jahren durch Filme wie Der geringste Widerstand oder den doppelbödigen skulpturalen Alltagsgegenständen Bekanntheit erlangte.

Haus bildet das Kernstück der neuen Ausstellung, welches Peter Fischli und David Weiss erstmals für die Skulptur Projekte Münster 1987 entwickelten und welches sie dann in Ausstellungen im Guggenheim Museum, New York und Museo Jumex, Mexico City (2016) zeigten. Im letzten Jahr wurde eine Aluminiumversion des Hauses in Zürich permanent installiert. Mit dieser Ausstellung wird das Referenzsystem Architektur im Werk der Künstler anhand ausgewählter Skulpturen und Archivmaterial zum Haus zentral gestellt.

Dem Haus vorangegangen war eine modellhafte Skulptur gleicher Form, welche Aspekte von Skizze und Modell thematisierten. Die Künstler entwickelten ihr Interesse an der Alltagsarchitektur weiter und brachten die Skulptur für Münster zurück in den öffentlichen Raum. Verortet in einer unprätentiösen Gegend abseits touristischer Anziehungspunkte, in die sich das Haus in Münster einschmiegte, war es vor allem von den zur Arbeit gehenden Passanten durch seinen Maßstab 1:5 als künstlerische Arbeit zu identifizieren. Das Haus spiegelte seine unmittelbare Umgebung: die Zweckarchitekturen und Tätigkeiten, die sich an diesem öffentlichen Ort abspielten wie Arbeit, Infrastruktur oder Produktivität. Grundlegend für seinen generischen Charakter ist die Form spätmodernistischer Architektur und daraus resultierend eine Aura des Alltäglichen. Die Version des Hauses in der Berliner Ausstellung ist das Gussmodell aus Holz, welches für den Aluminiumguss der Außenskulptur in Zürich verwendet wurde. Damit vereint diese Version des Hauses den Modellcharakter der Skulptur mit der Idee von Monumentalität. Das Haus repräsentiert den letzten Moment der Moderne, in dem die utopisch-positivistischen Ideen ins Pragmatische driften und letztlich das Gewöhnliche zurückbleibt. Dieser seltsam melancholische Moment wird in diesem ungewöhnlichen Maßstab des Bürokomplexes, welcher gleichzeitig zu groß für ein Modell und zu klein für ein Gebäude ist, komprimiert.

Radio (2010) sendet ununterbrochen eine Soundcollage aus Schnipseln von Radiosendungen über alltägliche und banale Themen wie Mobilfunkverträge, Nachrichten, Sport und Ratschläge rund um das moderne Leben.

Neben diesem Werkkomplex werden skulpturale Arbeiten aus schwarzem Gummi und ungebranntem Ton gezeigt, welche sich dem Thema der Instabilität von Begrifflichkeiten nähern und Aspekte des Wohnens thematisieren: eine Siedlung aus ungebranntem Ton, einem Material welches sowohl Vergänglichkeit und Fragilität ausstrahlt und somit seine eigene Behauptung in Frage stellt oder eine Kerze aus schwarzem Gummi - ein Objekt, das im Alltag für Atmosphäre sorgt und für Gemütlichkeit steht. Daneben liefern weitere Skulpturen wie die kleine Ecke (2012), der Ziegelstein (2005), oder die Mauer (1986) ganz konkrete Bezüge zu Architektur, oder aber greifen wie im Falle des Sitzkissens (1987) oder der Platte (1988) abstraktere Aspekte des Interieurs oder des alltäglichen Wohnens auf.

Abschließend wirft das Archivmaterial rund um den Werkkomplex des Hauses, zusammengefasst im jüngst zum Haus entstandenen Künstlerbuch, einen umfassenden Einblick auf diesen spezifischen Aspekt im Werk von Fischli Weiss.

Die Werke von Peter Fischli (*1952) und David Weiss (1946-2012) wurden auf zahlreichen Biennalen, unter anderem der Biennale in Venedig (2013, 2003, 1988), der Architektur-Biennale Venedig (2012) und der Gwangju Biennale, Südkorea (2010) gezeigt. Einzelausstellungen umfassenden unter anderem die Retrospektive im Guggenheim Museum, New York und dem Museo Jumex, Mexico City (2016), sowie Tate Modern London (2006), Kunsthaus Zürich (2007) und Deichtorhallen Hamburg (2008). 2003 wurden sie auf der 50. Biennale in Venedig für die Multimediainstallation Fragenprojektion (1981-2002) mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet. 1997 wurden die Künstler zur Teilnahme an der documenta X eingeladen, und ihr Film Der Lauf der Dinge (1987) wurde 1987 auf der documenta VIII gezeigt. In den letzten Jahren wurden ihre Arbeiten in Soloausstellungen im Aspen Museum of Art (2017), Art Institute Chicago (2017), in der Sammlung Glenstone, Potomac (2012), dem 21st Century Museum of Contemporary Art, Kanazawa, Japan (2010), und der Sammlung Goetz, München (2010), sowie in zahlreichen Gruppenausstellungen präsentiert.

Zeitgleich zeigt die Berliner Galerie Ausstellungen von Reinhard Mucha und Andrea Robbins / Max Becher.