In unserer Doppelausstellung zeigen Polly Apfelbaum und Isa Melsheimer neue Keramiken, Papier- und textile Arbeiten, die die künstlerischen Schwerpunkte beider darstellen. Es ist die erste Zusammenarbeit, für Polly Apfelbaum nach zwei, für Isa Melsheimer nach drei Einzelausstellungen in der Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder.

Der Titel der Ausstellung verdankt sich einer Begegnung der Künstlerinnen im Jahr 2013 auf der Via Appia in Rom, als Polly Apfelbaum Stipendiatin der American Academy und Isa Melsheimer Stipendiatin der Deutschen Akademie Villa Massimo waren. Die Blockbepflasterung der berühmten Straße, umsäumt von Zypressen und Relikten von Gräbern aus der Römerzeit, begeisterte beide. Ihr gemeinsames Interesse an Architektur, an alten sowie neuen Ruinen ließ sie in Rom noch verschiedentlich zusammentreffen.

Polly Apfelbaums Werke lassen Minimal Art, Pop Art, aber auch Postminimalismus und Appropriation Art anklingen, ohne den gefügten Kunstkanon zu bestätigen. Apfelbaums Haltung ist grundsätzlich antiautoritär, ihre Fähigkeit ist die der paradoxen Intervention mit Sinn für Humor und Skepsis. Dabei versteht sie ihre Arbeit, die Hoch- und Populärkultur verbindet, als radikal provisorisch, die betont das Prozesshafte, nicht das Endergebnis. Ihre Keramiken, Textil- und Papierarbeiten in unserer Ausstellung sind Micro-Environments, kleine Landschaften, die die Via Appia, den Himmel, die Vegetation, die Bepflasterung farblich anklingen lassen. Apfelbaum interessiert die uralte handwerkliche Keramik-Tradition aufgrund des Zeitfaktors sowie der Veränderung während des Brennvorgangs. Das Motiv der Spirale beschäftigt Apfelbaum seit den späten 1990er Jahren. Im Gegensatz zu Louise Bourgeois, für die die Spiralform Kontrolle und zugleich Freiheit repräsentierte, bezieht sich Apfelbaum in ihren Schnecken-Arbeiten auf die Natur, auf ihr Werden und Entwickeln. Schnecken gehen langsam den Weg auf einer Straße mit offenem Ende, sie symbolisieren das Bewusstsein von Natur von ihrem Anfang innen und ihrer spiralförmigen Entwicklung nach außen.

Isa Melsheimer erkundet in ihrer Arbeit urbane Lebensräume und die Bedingungen ihrer Gestaltung und Veränderung. Neben Skulpturen aus Beton, Glas oder Keramik finden sich auch textile Arbeiten oder Ensembles aus lebenden Pflanzen. Die skulpturalen Arbeiten werden von Gouachen begleitet, in deren Bildwelten sich Zitate aus den Bereichen Kunst, Architektur, Design und Popkultur überlagern. Melsheimers neue Keramiken sind hybride Gebilde zwischen Gebautem und Organischem, als ob die Vegetation sich Städte und Gebäude zurückerobert. Die Via Appia stellt symbolisch den Übergang von der Stadt zum Land dar. Melsheimer beschäftigt sich ausführlich mit Architektur- und städtebaulichen Theorien, zuletzt mit dem Metabolsimus, einer Architekturbewegung in Japan der 1960er Jahre, der flexible Bauten – auch in der Luft und über dem Wasser – vorsah und nach Art des Stoffwechsels je nach Bedürfnis auf die Lebensumstände reagieren sollte. Daneben gilt Melsheimers Interesse den Ruinen moderner und zeitgenössischer Architektur, die aufgrund städtebaulicher Missplanung dem Verfall preisgegeben sind. In einer ihrer Keramik-Skulpturen klingt das verfallende Maracanã-Stadion an, das anlässlich der Olympiade 2016 in Rio de Janeiro gebaut wurde, als skulpturales Gebilde aber auch für ein römisches Amphitheater stehen könnte. Wie für Polly Apfelbaum ist für Isa Melsheimer der handwerkliche Aspekt der Arbeit mit Keramik entscheidend sowie der Umstand, dass das Ergebnis beim Brennvorgang nicht bis ins letzte Detail bestimmbar ist, die Werke während des Produktionsprozesses also Veränderung erfahren.In unserer Doppelausstellung zeigen Polly Apfelbaum und Isa Melsheimer neue Keramiken, Papier- und textile Arbeiten, die die künstlerischen Schwerpunkte beider darstellen. Es ist die erste Zusammenarbeit, für Polly Apfelbaum nach zwei, für Isa Melsheimer nach drei Einzelausstellungen in der Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder.