carlier | gebauer freut sich, eine Einzelausstellung mit der französischen Bildhauerin und Videokünstlerin Caroline Mesquita anzukündigen. ASTRAY ist die zweite Ausstellung der Künstlerin in der Galerie.

Mit der Einführung von Videos in ihre künstlerische Praxis taucht die Künstlerin oftmals selbst in verschiedenen Begegnungen mit Maschinen oder ihren eigenen Metallskulpturen auf. Caroline Mesquitas Arbeiten widmen sich zunehmend den wechselseitigen Austausch zwischen Menschen und Objekten. Abwechselnd zärtlich, gewaltsam und lustig zeigen solche Begegnungen, wie Objekte uns gleichermaßen formen wie wir sie. Die Dichterin Wislawa Szymborska schrieb einmal: „Einen ganzen Kosmos, kann man versteckt, in den am wenigsten bemerkenswerten Objekten finden.“ Ebenso belebt das Vermögen von Objekten, Welten zu erschaffen, Caroline Mesquitas aktuelle Untersuchung der Energien, die sich in und zwischen allen Dingen verbirgt.

ASTRAY ist eine Adaption eines zweiteiligen Projekts, das ursprünglich in der Kunsthalle Lissabon und in der Galeria Municipal do Porto ausgestellt wurde. Obwohl ihre Inszenierung von den figurativen, humanoiden Formen abweicht, die ihre frühe Praxis kennzeichnen, konzentriert sich Mesquita in ihrer aktuellen Ausstellung weiterhin auf das Ensemble - und auf die Energie die den Funken, der fließenden, dynamischen Beziehungen zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Entitäten in ihren Stop-Motion-Videos und skulpturalen Installationen entzündet. Die zentralen Werke in der Ausstellung bei carlier | gebauer sind zwei mehrdeutig gewickelte Formen aus oxidiertem Stahl mit den Bezeichnungen Engine Worm I und Engine Worm II. Um sie herum sind aus Gips und Wachs geformte Knochen, die jeweils in einer PlexiglasVitrine auf schmalen Sockeln ausgestellt sind. Diese Art der Darstellung erinnert an die traditionelle Konservierung von Museen, bei der empfindliche Kunstwerke oder wertvolle Überreste versiegelt werden, um sie zu erhalten. In diesem Fall scheint die Funktion der Vitrinen jedoch darin zu bestehen, dass sie eine latente, störende Aufladung enthalten, die von ihrem Inhalt ausgeht - als ob das Plexiglas als Puffer fungieren könnte, um zu verhindern, dass die Knochen ihre Umgebung kontaminieren, oder umgekehrt als eine Art von Kraftfeld, das ihre Energie erhöht. Organisch und industriell zugleich sind sowohl die „Maschinen“ als auch die Knochen von ungewisser Herkunft: Sie scheinen entweder aus der Vergangenheit oder der Zukunft zu stammen - oder in einer bizarren Art von zeitlichem Zusammenbruch, aus Vergangenheit und Zukunft gleichzeitig.

Das Ende jeder Rohrmaschine erinnert gleichzeitig an einen Kameraverschluss, die Propeller eines Strahltriebwerks oder eine Körperöffnung. Wie aus einem industriellen Geburtskanal hervorkommend, taucht in einem Stop-Motion-Video mit dem Titel ASTRAY eine Sammlung von Knochen aus den Tiefen dieser rätselhaften Maschine auf, welches die Skulpturen begleitet. Das Video beginnt mit einem alltäglichen Unfall, eine Putzfrau rutscht bei der Arbeit aus und landet in einem Loch im Boden. Während sie die Szene verlässt, tropft Wasser von ihrem Eimer über die Fliesen des kaputten Marmorbodens auf eine Sammlung im Dreck verstreut liegender Knochen. Die Knochen rasseln, zittern und tanzen in diesem seltsamen Krater, der von Engine Worm I gemacht worden scheint und wecken eine weitere Frau, die schlafend in ihrer Mitte liegt. Ähnlich wie in alten Slapstick-Animationen, entsteht eine Choreografie aus knöcherner Materie, origami-artigen Tieren und Menschen. Ob menschlich oder nicht menschlich, lebendig oder tot, die Schauspieler in Mesquitas Video scheinen von einer Agenten-ähnlichen Kraft angetrieben zu sein und gewinnen an Energie und Bedeutung durch ihre gegenseitige Verbundenheit und Verstrickungen.

Caroline Mesquita (* 1989 in Brest) lebt und arbeitet in Marseille. Sie gewann 2017 den 19. Fondation d’entreprise Ricard Preis. Ausgewählte Einzelausstellungen umfassen Galeria Municipal do Porto, Porto; Kunsthalle Lissabon; Lisboa; Centre Pompidou, Paris; SALTS, Birsfelden; 221a, Vancouver; Fondation d’entreprise Ricard, Paris; Kunsteverein Langenhagen, Langenhagen; SpazioA, Pistoia; Centre d’art du Parc Saint Léger, Pougues-les-Eaux; Le Bains-Douches, Paris; und 1m3, Lausanne.