Was die Malerei der beiden Künstler Wycliffe Mundopa und Gresham Nyaude miteinander verbindet, ist, dass sie sich durch starke Figuren aus mehr oder weniger abstrakten Formen sowie beeindruckenden Farbkonstellationen und -kontrasten auszeichnet. Außerdem eint sie die intensive und kritische Auseinandersetzung mit ihrer Heimat Harare, der Hauptstadt Simbabwes. Auf den pulsierenden Leinwandoberflächen problematisieren Mundopa und Nyaude die dortigen Lebensumstände jedoch mit verschiedenen Ansätzen.

So verleiht Mundopa den Unterprivilegiertesten des Landes in Gestalt von Prostituierten eine Stimme. Er zeigt sie in Interaktion mit stilisierten Hunden – von Schoßtieren bis hyänenartigen Biestern – sowie Bananen und Wassermelonen. Formalisierte Motive wie diese funktionieren bei Mundopa als Zeichen oder Metaphern, die auf populäre afrikanische Sprachbilder verweisen und so für Betrachter*innen mit derselben Muttersprache konkrete Bedeutungsmuster ergeben. Auch die freizügige Körperpräsentation der abgebildeten Frauen ist mit ortsspezifischen Konnotationen behaftet. Zwar weist sie auf die Arbeit der Frauen als Prostituierte hin, jedoch ist die Nacktheit hier nicht anstößig oder schamhaft. Das Entblößen drückt vielmehr einen heftigen Protest aus – es ist ein Akt der Kritik, der öffentlichen Wut. Dies erklärt, warum Mundopas Frauen auch in grotesken Posen, Bildkonstellationen und Übertreibungen selbstbewusst ihre Würde behaupten. Denn es sind die politischen und soziokulturellen Gegebenheiten, auf die Mundopa mithilfe seiner dichten Geflechte aus vibrierender Farbgewalt und lauter Symbolsprache hinweist. Mit beißendem Zynismus fragt er nach den Gründen, die Menschen in Notlagen bringen, und hält so seiner Heimatgesellschaft den Spiegel vor.

Nyaudes Inhalte hingegen formen sich mehr aus dem Inneren und der Welt der Emotionen heraus, als dass sie harte Lebensrealitäten abbilden. Denn in seinen Bildern kommentiert er das politische Geschehen Simbabwes aus der Erfahrungsperspektive und damit mit der Stimme der einfachen Leute, wie seinen Nachbarn in Mbare – dem wohl meist verrufenen Ghetto Harares, in dem er selbst aufgewachsen ist. Dafür überführt Nyaude mundartliche und umgangssprachliche Formulierungen der Bevölkerung in symbolische Bilder. Breit lachende Münder beispielsweise drücken eher Hohn oder Verzweiflung als wahre Freude aus. Andere seiner Figuren stehen Kopf oder hocken, ihre Beine fest umklammernd, in einem undefinierbaren Umraum. Es fällt auf, dass sich innerhalb Nyaudes Projekts, die emotionale Landschaft Simbabwes abzubilden, auch sein Malstil verändert. Ebenso wie die Stimmung im Land während der letzten Monate ins Bodenlose gestürzt ist, abstrahieren sich besonders Nyaudes neuste Gemälde und verwandeln sich in Meere aus sich schlängelnden und kringelnden Mustern, die das vorherrschende Gefühl tiefster Ungewissheit manifestieren. Während Mundopa schließlich beinahe feministisch vorgeht und die Ungerechtigkeiten, in denen die von ihm abgebildeten Frauen leben, als beispielhaft für Gesellschaftsmissstände darstellt, äußert Nyaude seine Kritik weniger konkretisiert, sondern als Gefühlsausdruck des Volkes. Obwohl also die eingenommenen Perspektiven Mundopas und Nyaudes differieren, bedienen sich beide einer eigenen, äußerst kräftigen Bildsprache. Auf eine für Maler aus Simbabwe typischen Weise orientieren sie sich hierbei an ihrer Muttersprache, indem sie deren Metaphern und Symbole visualisieren.