KEWENIG freut sich, erstmalig Arbeiten der Malerin Tamina Amadyar (1989 in Kabul geboren, lebt in Berlin) in Palma de Mallorca zu zeigen. Die Ausstellung "The Big Dipper" versammelt anlässlich der Nit de l’Art die jüngsten Arbeiten der Künstlerin im Oratori de Sant Feliu und den angrenzenden Galerieräumen.

Tamina Amadyars Arbeiten werden von Farbe und Form dominiert, bestehen also aus den beiden zent- ralen Elementen der Malerei. Bisweilen autobiografisch inspiriert beziehen sie sich wieder und wieder auf Eindrücke aus ihrer Kindheit und Erinnerungen an Afghanistan, dessen Licht und Farben sie in Bildern festhält. Andere Serien sind aus verschiedenen Reisen, u.a. längeren Aufenthalten in Kalifornien, hervor- gegangen.

Amadyar überträgt ihre Umgebung — erkennbar an Bildtiteln wie „pine hill“, „marathon ave“ oder „bitter- feld“ — in Zeichenbücher. Beeinflusst davon entstehen später im Atelier abstrakte Farbkompositionen auf Leinwand. Alltägliche Eindrücke reduziert sie so auf einfache, organische Formen, die in ihrer Farbig- keit wiederum sehr persönliche Assoziationen beim Betrachter hervorrufen können.

Beim Malen dieser visuellen, sinnlichen Erinnerungen beschränkt sich Amadyar konsequent auf jeweils zwei Farben pro Bild, „weil mehr nicht nötig ist“, erklärt die junge Malerin, die in der Klasse von Tal R an der Kunstakademie Düsseldorf studierte. Mit ihnen drückt sie Dualität und Kontrast, Anziehung und Ab- stoßung, Stabilität und Lebhaftigkeit aus.

Wo eine Farbe an eine zweite angrenzt, sie berührt oder überlappt, werden die einzelnen Formen erfahr- bar. Ihre intensive Farbigkeit erhalten sie durch reines, in Hasenleim gelöstes Pigment. So verbindet sich in Amadyars Bildern eine der ältesten künstlerischen Techniken mit Einflüssen der Farbfeldmalerei. Die Überschneidungen der gemalten Formen, bzw. Farbformen — zwei Begriffe, die in Amadyars Werk gleichbedeutend sind — lassen wiederum neue Farben und Formen entstehen und münden in Komposi- tionen, die gleichzeitig Harmonie und Dissonanz, Balance und Unbeständigkeit, Ruhe und Anspannung ausstrahlen.

Der Titel der Ausstellung bezieht sich auf das wohl bekannteste Sternbild, den Großen Wagen, der seit jeher Reisenden als Orientierungshilfe diente. In der Serie der gezeigten Gemälde reflektiert Amadyar das menschliche Bedürfnis nach der Wiedererkennung bekannter Elemente um durch die Welt zu navigieren und den Versuch, das unerklärliche und unerreichbare Universum zu verstehen. Obwohl die Anfänge der Astronomie weit zurück liegen, bleibt die ständige Suche nach vertrauten Bezugspunkten bestehen.

Ein überraschendes Element in der Ausstellung der Malerin ist ein großes Boot aus Papier, das sowohl in der Mitte des Ausstellungsraumes als auch im Zentrum ihres Konzeptes für „The Big Dipper“ steht. Es navigiert wie unter einem Himmel strahlender Bilder und führt den Besucher, der in ihnen sehen kann, was immer er möchte.