Der deutsche Kün­stler Peter Heis­terkamp (1943–1977), der sich nach dem Ma­fio­so Frank „Blinky“ Paler­mo nan­nte, ist bekan­nt für seine Ob­jekte, für seine Rau­mar­beit­en, vor allem aber für die leuch­t­en­den Farbfelder sein­er Stoff- und Me­t­all­bilder, die vermeintlich un­mit­tel­bar vor Au­gen führen, was sie konzeptuell in Frage stellen: die sinn­lichen Qual­itäten zeit­genös­sisch­er Malerei. Weniger bekan­nt, aber nicht min­der klug und an­re­gend sind Werke, die in Au­fla­gen er­schie­nen sind: Sieb- und Off­set­drucke, Litho­gra­fien, Ob­jekte und eine Sch­ablone zum Selb­st­malen. Paler­mo hat diese Edi­tio­nen während na­hezu sein­er ge­samten Lauf­bahn ange­fertigt. In ih­nen spiegelt sich nicht nur seine En­twick­lung von den Sechziger­jahren bis zu seinem frühen Tod 1977, mit ih­nen hat er sein Werk be­wusst er­weit­ert.

Im Medi­um der Re­pro­duk­tion hat Paler­mo eine sein­er Grund­fra­gen radikal­isiert: den Zweifel an Bild und Werk und die Re­flexion in­dus­trieller Form- und Far­bge­bung im kün­st­lerischen Nachvol­lzug. Der ab­s­trakte Ge­halt, die Zeichen­haftigkeit ein­er konkreten Form – von An­fang an Paler­mos The­ma – tritt im Druck noch deut­lich­er her­vor. Zu­gleich be­wahren die Edi­tio­nen auch den Re­al­itäts­ge­halt der Zeichen, ihre Stof­flichkeit: Re­pro­duziert wird, was der Kün­stler sorgfältig konzipiert und oft noch während der Her­stel­lung von Hand bear­beit­et hat. Paler­mo hat die Tech­nik der se­riellen Fer­ti­gung genutzt, um den Sta­tuswan­del der Kunst (und das heißt auch: seines ei­ge­nen Werks) im tech­nischen Zei­tal­ter zu bes­tim­men: Das zu zei­gen ist das Ziel der Ausstel­lung.

Dank ein­er Schenkung des Köl­n­er Samm­lers Ul­rich Rein­ing­haus be­sitzt das Mu­se­um – als einzige öf­fentliche In­sti­tu­tion – seit 2018 eine voll­ständige Samm­lung von Paler­mos Edi­tio­nen. Diese um­fasst auch alle Probe­drucke und Einzel­blät­ter die nur in ganz geringer Au­flage ex­istieren. Nun wird diese Samm­lung zum er­sten Mal präsen­tiert. Im Zuge der Vor­bere­i­tun­gen wurde sie wis­sen­schaftlich aufgear­beit­et, der Ausstel­lungska­t­a­log doku­men­tiert die Ergeb­nisse: Er en­thält eine ak­tu­al­isierte Fas­sung des ver­grif­f­e­nen Werkverzeich­niss­es Die ge­samte Gra­fik und alle Au­flagenob­jekte 1966 bis 1975, das der Münch­en­er Ga­lerist und Ver­leger Fred Jahn 1983 her­aus­gegeben hat.