Dittrich & Schlechtriem freuen sich, einen Vorschlag von Alfredo Aceto mit dem Titel Duna Bianca vorzustellen. Zu sehen sind Arbeiten ausgewählter in der Schweiz lebender Künstler: Jacques Bonnard, Tina Braegger, Natacha Donzè, Sylvie Fleury, Frèdèric Gabioud, Stèphane Kropf, Miriam Laura Leonardi, Thomas Liu Le Lann, Charly Mirambeau, Denis Savary, Claire Van Lubeek und Romane De Watteville. Die Schau bietet einen Querschnitt durch die Kunstszenen vor allem in und um Lausanne, Genf und Zürich, mit Künstlern aus verschiedenen Generationen, die in diversen Medien und Techniken – von Malerei bis hin zu großformatiger Skulptur – arbeiten und teils relativ unbekannt, teils im In- und Ausland bereits vielbeachtet sind.

Duna Biance verweist auf einen Song desselben Titels der italienischen Metal/Rock-Band Trombe di Fallopio auf dem 1994 erschienen Album Santi Numi. Die Duna des Titels ist das italienische Kultauto, ein von 1985 bis 2000 von FIAT produziertes, merkwürdig staksiges Fahrzeug, das über die Jahre einiges an bösem Spott einstecken musste und als ein beispielhafter Misserfolg in der Autoindustrie gilt, sich aber in außereuropäischen Märkten durchaus gut verkaufte, womöglich weil es vielseitig, unkompliziert und günstig war. Anders als die Kritiker, die das unbeholfene Design verrissen, besingt „Duna Bianca“ ein Auto, das zärtliche Gefühle weckt und beinahe zu erwidern scheint.

Die von Aceto vorgeschlagene Ordnung und der Verweis auf den Song als scheinbar die Sichtung der Positionen strukturierendes Element sind nur ein Vorwand; die Schau steht nicht für eine in sich geschlossene Auswahl, sondern stellt eine Gelegenheit, diverse Künstler zusammenzubringen. Statt ihr Schaffen umfassend oder chronologisch vorzustellen, zeichnet sie eine fragmentarische Reise nach, in deren Verlauf die Künstler durch Freundschaften und / oder gemeinsame Einflüsse miteinander verbunden sind, vermeidet aber ausdrücklich eine allzu diskursive Form.

Alfredo Aceto hat diese Überlegungen in einem Gespräch mit Samuel Gross erläutert. Ein umfangreicher Katalog mit einem Essay von Samuel Gross zur Ausstellung ist in Arbeit und wird ab Mitte Februar 2020 in der Galerie aufliegen. Für weitere Informationen zu Künstlern und Werken oder um Bildmaterial anzufordern, wenden Sie sich bitte an Owen Clements, owen(at)dittrich-schlechtriem.com.

Bonnards (geb. 1954) drei Wandskulpturen ohne Titelberuhen auf einem begrenzten Materialvorrat, der sich aus täglichen Verrichtungen speist. Die geringfügig veränderten oder neu kombinierten Objekte bleiben isoliert, in durch Entropie gekennzeichneten Verhältnissen zueinander verhaftet.

Braegger (geb. 1985) zeigt ein neues Gemälde, auf dem ein Bär, das ikonische Erkennungszeichen der Grateful Dead, zu sehen ist. Mit genau diesem Motiv arbeitet Braegger seit 2011.

Donzès (geb. 1991) Bildkomposition in The Committeestellt gesellschaftliche Verhaltenskodizes, Klischees, Gemeinplätze, populärkulturelle Fabeln und kollektive Erinnerungen in Frage.

Fleury (geb. 1961) zeigtLabrisrynthe, ein aufsehenerregendes 2008 entstandenes Werk in Form eines riesenhaften silbern glänzenden Haifischzahns – ein Objekt, das in Polynesien als Talisman verehrt wird. In Filmen, Skulpturen, Gemälden und Performances erkundet Fleury die Verbindungen zwischen künstlerischer Praxis und den Mechanismen von Konsum, Fetischismus, Kommerz und Identität.

Gabioud (geb. 1990) Malerei entfaltet eine klare und säuerlich-frische monochrome Bildsprache. In seinen das Erbe wichtiger Tendenzen in der Schweizer und amerikanischen Kunst aufgreifenden Arbeiten steht Gabioud erkennbar dem Minimalismus und dem Neo-Geo nahe.

Kropf (geb. 1979) steuert ein „Spiral“-Gemälde aus einer Serie von Arbeiten bei, die auf mit einem Laserplotter ausgeschnittenen Schablonen beruhen. Seine ultradünnen strudelnden Spiralformen, die an die Grenzen des technisch Machbaren gehen, hält er mittels Lackierpistole in Acrylfarbe fest.

Leonardi (geb. 1985) Bild versetzt die Betrachter in eine Zeit zurück, als Frauen ihre Brüste, Taillen und Hüften vermaßen. 90–60–90 stand damals für eine bestimmte Vorstellung von einem standardisierten Idealkörper. Heute haben diese Zahlen ihre Bedeutung verloren; dazu passt, dass der Aktienkurs der Unterwäschemarke Victoria’s Secret zuletzt gefallen ist.

Liu Le Lann (geb. 1994) schafft weiche freistehende Skulpturen: Figuren ohne Gesicht oder Ausdruck, deren einzig erkennbare Haltung in einer resignierten Abwendung von der Welt besteht, in der sie leben – überforderte und erschöpfte Superhelden von heute.

Mirambeau (geb. 1995) stellt eine Garderobenskulptur mit dem Titel Branlantevor; die aus verschiedenen Holzarten zusammengestückelte Arbeit trennt den privaten Bereich der (hier nur angedeuteten) Bekleidung vom umgebenden Raum.

Savary (geb. 1981) zeigt drei elegant von der Decke herabhängende Skulpturen mit dem Titel Hanoï. Savarys Praxis verwebt Erzählungen voll kindlicher Einbildungskraft und dezidiert erwachsener Fantasie mit fiktionalisierten Bruchstücken aus Kunst und Literatur sowie Gestalten der Geschichte.

Van Lubeek (geb. 1990) Skulptur What’s Cooking lädt die Betrachter auf eine Reise in eine postapokalyptische Dystopie ein und artikuliert eine erfrischend respektlose Kapitalismuskritik.

De Watteville (geb. 1994) großformatige Arbeit You and me in the motelspiegelt ihr Interesse an der Geschichte der Porträtmalerei und den verschiedenen Schichten, aus denen diese ein konkretes Ich aufbaut. Mit feinem Humor spielt die Künstlerin mit Klischees und kanonischen Formen des Porträts in unserer heutigen Bilderwelt.