Die Galerie Edwynn Houk freut sich vom 6. Februar bis 15. März 2014 unsere erste Ausstellung mit Arbeiten des berühmten Modefotografen Erwin Blumenfeld (1897-1969) in Zürich präsentieren zu können. Die Ausstellung zeigt 10 Fotografien aus zwei Farbportofolios, Vive L’Amerique! and Vive L’Amerique !!, die vom Nachlass des Künstlers herausgegeben wurden und einen guten Einblick in Blumenfelds wegweisende Arbeiten geben, die den Entwicklungsverlauf der Modefotografie nachhaltig beeinflusst haben.

Erwin Blumenfeld zählt damit neben George Hoyningen-Heune, Cecil Beaton und Horst P. Horst zu den frühen Pionieren der Modefotografie. Es war nicht nur sein Einsatz von experimentellen Verfahrensweisen in der Dunkelkammer, der Einfluss von Dadaismus und Surrealismus und neuartigen Straßenansichten, sondern auch Blumenfelds besondere und meisterliche Verbindung von Eleganz und Erotik, die Mode in Kunst verwandelt und somit den Weg für Fotografen, wie Richard Avedon, Irving Penn und Herb Ritts, geebnet haben und welche nun entsprechende Prominenz und Anerkennung innerhalb der Kunstgeschichte genießen können.

Neben dem bestehenden Rekord für die meisten Vogue-Titelseiten sind Blumenfelds Fotografien in den 1930er, ‘40er und ‘50er Jahren auch reichlich in den Seiten von Cosmopolitan, Harper’s Bazaar, Life and Vogue veröffentlich worden. Einige der Bilder dieser Fotoaufträge sind auch in dieser Ausstellung vertreten und sind mittlerweile zu Ikonen in der Geschichte der Modefotografie geworden. In seiner rückblickenden Betrachtung von Blumenfelds Fotografien schreibt William Ewing: „Sein sehr originelles und visionäres Werk war eine nahtlose Mischung von Negativ und Positiv: Aufnahmen im Atelier machen und dann Bilder in der Dunkelkammer erschaffen.“ Die Bilder der zwei, hier gezeigten Portofolios stellen den Innovationsgrad seiner Fotografie eindeutig heraus. Diese Abzüge illustrieren Blumenfelds frühen und scheinbar mühelosen Wechsel zur Farbfotografie als er in den Vereinigten Staaten ankam, wo er die entsprechende Technologie fortgeschrittener und zugänglicher vorfand. Dies bot ihm die Gelegenheit, in vorderster Reihe mit Farbfotografie zu experimentieren, wobei er oft Verfahren und Techniken anwendete, die er schon für seine Schwarz-Weiß-Fotografie entwickelt hatte, und so Farbaufnahmen produzierte, die eine nachhaltig zeitgenössische Ästhetik und ikonischen Status besitzen. Daraus erklärt sich auch leicht, dass gerade diese Arbeiten aus den Nachkriegsjahren so prominent in der momentan zeitgleich stattfindenden Retrospektive zu Blumenfelds künstlerischer Karriere in der Galerie nationale du Jeu de Paume in Paris gezeigt werden.

Blumenfeld wurde 1897 in Berlin geboren und zog als junger Mann nach Amsterdam. Dort begann er als Inhaber eines Lederfachgeschäfts mit der Fotografie zu experimentieren und sich in der Dada-Bewegung einzubringen. Er nutzte das Lager des Geschäfts als Dunkelkammer und stellte seine Fotografien in den Schaufenstern aus. Der Erfolg im Ledergeschäft blieb aus, aber sein Selbstvertrauen in der Fotografie stieg. Als er 1936 nach Paris ging, galt seine ganze Aufmerksamkeit der Karriere, die ihn später berühmt machen sollte. Während Modezeitschriften anfänglich zurückhaltend waren, ihn anzustellen, wurden seine Arbeiten schon recht häufig in Avantgarde-Publikationen wie Photographie veröffentlicht. Doch bald gewann er die Unterstützung des britischen Fotografen Cecil Beaton, der enge Verbindungen mit Condé Nast hatte, und konnte so 1938 einen Vertrag mit Vogue abschließen. Gleich nachdem er 1941 aus einem Internierungslager im deutschbesetzten Frankreich freigelassen wurde wanderte Blumenfeld mit seiner Familie über Nordafrika nach New York aus. In den 1950er Jahren wurde er zum erfolgreichsten und höchstbezahlten Fotografen der Welt.