Kleider machen bekanntermaßen Leute - die im Frühjahr 2017 neu eröffnete Dauerausstellung im Dresdner Residenzschloss macht zudem deutlich: Kleider machen Politik. So ist das sogenannte Landschaftskleid des Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen (1585-1656) mit der Elblandschaft rund um Dresden und Meißen bestickt, zeigt Ackerbau, Menschen und Tiere sowie das Dresdner Residenzschloss. Es war ein Weihnachtsgeschenk der Kurfürstenwitwe Sophie (1568-1622) zum Regierungsantritt ihres Sohnes, der das Amt nach dem plötzlichen Tod seines Bruders Christian II. im Jahr 1611 übernehmen musste. Mit dem Mantel trug der neue Herrscher sein ihm anvertrautes Kurfürstentum mit dem Elbtal rund um Dresden und Meißen nun am Körper - und stand im wahrsten Sinne des Wortes in dessen Zentrum.

Insgesamt 27 Herrscherkostüme entfalten in den vier Ausstellungsräumen eine sinnliche Pracht: Angefangen bei den Stoffen, über die Stickereien, Verzierungen, Spitzen und Besätze aus Gold, Silber und Seide. 75 Jahre lang wurden die Kleider nicht mehr gemeinsam ausgestellt. Über 40 Fachleute, Textil- und Metallrestauratoren, Wissenschaftler, Museologen, Fotografen und Kostümgestalter haben in den vergangenen 20 Jahren dafür gesorgt, dass die Haute Couture aus der Zeit zwischen 1550 und 1650 in neuem Glanz erstrahlt. Um die empfindlichen Stoffe vor zu viel Licht zu schützen, werden sie nun wechselnd gezeigt. Sechs vollständige Gewandensembles, elf Anzüge mit Wams und Hose, sechs Obergewänder und vier Damenkleider: In der internationalen Museumslandschaft gibt es kaum Vergleichbares aus diesem Zeitraum.

Die Dresdner Stücke sind daher entscheidend für das Verständnis der europäischen Mode und Textilkunst der Renaissance und des Frühbarocks. Besonders Damenkleider wurden selten aufbewahrt, sondern weiterverarbeitet oder verschenkt, sodass das Prunkkleid der Kurfürstin Magdalena Sibylla von Sachsen aus der Zeit um 1610-1620 eine besondere Rarität darstellt - auch weil es die Kurfürstin durch die deutlichen Bezüge zur venezianischen Braut- und Festmode der Zeit als ausgesprochene Modekennerin ausweist.

An Medienstationen können die Besucher mit den Objekten auf Tuchfühlung gehen, Muster vergrößern und erfahren, was der Kurfürst unter dem sogenannten Landschaftskleid trug. Ergänzt wird die Präsentation um Gemälde sowie ausgewählte Prunkwaffengarnituren: Die aufwendig verzierten Waffen dienten dabei weniger dem Kampf, als vielmehr der Kompletierung des Outfits und der Betonung des eigenen Status.