Jedes Jahr versammelt das Fest zu Ehren von Sant’Efisio vom ersten bis zum vierten Mai Gläubige, traditionelle Trachten und Farben aus ganz Sardinien in einer bewegenden, großartigen Prozession. Sie zieht aus dem Stadtviertel Stampace im Zentrum Cagliaris auf menschenüberfüllten und mit einem Blütenteppich bedeckten Straßen los, um bis zum Strand von Nora zu gelangen und von dort aus zu der kleinen Kirche zurückzukehren, wo sie ihren Anfang nahm. Es ist ein langer Pilgerzug mit tausenden von Teilnehmern aus allen Teilen Sardiniens, die zu Fuß, zu Pferd oder auf traccas (mit Blumen und Obst geschmückten Ochsenkarren) mitziehen. Es handelt sich nicht nur um die größte religiöse Prozession und die wichtigste Folklore- und Identitätsveranstaltung Sardiniens. Vor allem geht es um ein feierliches Gelübde, das die Stadt ihrem Schutzpatron im Jahr 1656 abgelegt hat. Seither wurde es jedes Frühjahr seit über 350 Jahren mit tiefer Demut und offener Dankbarkeit eingehalten.

Die Geschichte

1656 wütete in Cagliari die Pest. Die städtische Obrigkeit bat den Märtyrer Sant’Efisio unter einem feierlichen Gelübde um Hilfe. Der Heilige Ephysius war ein römischer Soldat, welcher der Stadt kurz bevor er aufgrund seines Glaubens hingerichtet wurde, versprochen hatte, Cagliari und seine Bürger für immer zu schützen. In dem Gelübde verpflichtete sich die Stadt, das Standbild des Heiligen jedes Jahr in einer Prozession von dem Ort, wo er gefangen gehalten wurde, dem Stadtviertel Stampace, bis zum Strand von Nora westlich von Cagliari zu tragen, wo er den Märtyrertod erlitt. Die Pest endete. Seither löst Cagliari jedes Jahr sein Gelübde ein. Seit dem Jahr der Pest wurde der Heilige viele Male angerufen, und stets erblickten die Bürger von Cagliari in der Rettung sein Eingreifen. Denn Ephysius und die Stadt sind unauflöslich miteinander verwoben: kraft der Liebe, der Verehrung und wechselseitiger Versprechen, die seit Jahrhunderten gehalten werden.

Die Prozession

Die Festvorbereitungen erstrecken sich über das ganze Jahr. In jedem Dorf Sardiniens wenden die Teilnehmer alle Sorgfalt an die oft alten und kostbaren Trachten, die über Generationen weitergereicht werden. Pferde und Reiter üben sich im Paradieren, die Ochsenführer bereiten ihre riesigen, geduldigen Tiere auf die Mühe vor, die traccas, die blumengeschmückten Karren, zu ziehen, die der goldenen Kutsche mit dem Heiligen vorangehen. Am Morgen des ersten Mai fährt die Kutsche auf den kleinen Platz hinaus, wo die beiden Ochsen, die ausgewählt wurden, um sie zu ziehen, mit blumenumwundenen Hörnern auf sie warten. Die Straßen sind mit der ramadura, einem bunten und duftenden Teppich aus Blütenblättern bedeckt. Die ganze Prozession bereitet auf den Durchzug des Heiligen vor: Vor ihm ziehen die Gruppen in traditionellen Trachten auf, sodann die traccas, die religiösen Bruderschaften und die Milizen zu Pferd, gekleidet in die alten Uniformen mit roter Jacke.

In Frack und Zylinder, zu Pferd, begleitet den Heiligen auch der Alter Nos, der den Bürgermeister und die ganze Stadt repräsentiert. Vor dem Rathaus macht der Schutzpatron Halt, um die Huldigung der Stadt zu empfangen, während die Festglocken der Kirchen läuten und die Schiffssirenen im Hafen ertönen. Vielleicht ist dies der eindrücklichste Moment, in dem die tiefe innere Beteiligung, die den Tag prägt, am greifbarsten ist, obwohl es nur der Anfang der langen Pilgerfahrt bis zum Strand von Nora ist. Der Heilige wird von dem goldenen auf einen einfacheren Karren geladen, macht dann für die Nacht einen Zwischenhalt und kommt erst am darauffolgenden Tag am Ort seines Martyriums an. Ihn erwarten zwei Tage der Feierlichkeiten, darauf die lange Rückfahrt. Seine nächtliche Rückkehr in die Stadt am vierten Mai, zusammen mit den Milizen und unzähligen Gläubigen in Tracht, ist bewegend wie ein Traum.

Die Daten

15 Januar: Das Fest an diesem Tag wird fast ausschließlich von Verehrern des Heiligen begangen und ist wohl genau deshalb besonders faszinierend, mit einer Prozession, die durch die Straßen des historischen Stadtviertels Stampace zieht.

1 Mai: Die große Prozession beginnt um 10 Uhr morgens, an der Spitze die traccas, gefolgt von Gruppen in Tracht, von den Reitern, den Milizen und Wächtern. Die Kutsche mit Efisio setzt sich um 12 Uhr in Bewegung und zieht durch die Stadtmitte bis vor das Rathaus. Der Pilgerzug geht mit verschiedenen Zwischenstopps nach Sarroch weiter, wo man die Nacht verbringt.

2 Mai: Der Weg wird bis nach Nora, dem Ort des Martyriums, fortgesetzt.

3 Mai: Efisio legt den Weg bis zu den Ruinen der römischen Stadt Nora zurück, dann beginnt der Rückweg nach Pula.

4 Mai: Der Zug bricht um 8 Uhr morgens nach Cagliari auf, wo er etwa gegen 22.30 Uhr eintrifft. Kurz vor Mitternacht ist das große Fest vorbei. Das Gelübde ist ein weiteres Mal eingelöst.

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