Mit Werken aus den Sammlungen Architektur, Buchkunst, Fotografie, Grafikdesign und Modebild und Arbeiten von Flavio de Marco im Foyer

Im 21. Jahrhundert gehören Reisen zum Alltag. Überall wird darüber kommuniziert: in Blogs und online geteilten Fotos, in Reiseliteratur, Dokumentationen und Werbemedien. Doch wann und wie wurde das Reisen zu einem so zentralen Thema?

Anlässlich ihres 150-jährigen Jubiläums geht die Kunstbibliothek dieser Frage in einer Ausstellung nach. Sie hat sich auf Entdeckungsreise in ihre vielfältigen Bestände begeben und Werke aus allen Sammlungen – Architektur, Buchkunst, Fotografie, Grafikdesign und Modebild – zu einem „ABC des Reisens“ zusammengestellt. Das Panorama erstreckt sich von mittelalterlichen Pilgerreisen über Expeditionen im Kolonialzeitalter und humanistische Grand Tours bis zum Jetset und dem plakativ beworbenen Massentourismus des 20. Jahrhunderts.

Die Exponate folgen einem alphabetischen Parcours rund um Reisebegriffe von A wie Album bis Z wie Ziel. Unter B (Bericht), beispielsweise, finden sich Reiseberichte von Jacques de Bourges‘ China-Reise 1671 bis zu Melchior Lechters Indien-Tagebuch von 1912. Theodor de Brys Americae (1596) und frühe Landkarten-Bücher gehen unter C (Cartographia) einen Dialog mit Plakaten der 1910er- und 20er-Jahre ein. D (Dampfschiff) und E (Eisenbahn) zeigen, wie Verkehrsmittel das Reisen im 19. Jahrhundert revolutionierten. Unter N (Nationen) ordnen barocke Spielkarten, Trachtenbücher und Bilderbögen die Welt nach regionalen Typen. Im T (Tourismus) fangen Reiseplakate von 1880 bis heute Sehnsuchtsmotive ein, während V (Virtuell) mit Diaskop, Stereoskop und Diorama die Vorläufer des Virtual Travel vorstellt.

Eine Lesestation im Foyer zeigt, wie das Reisen auch Künstlerbücher jüngerer Zeit inspiriert: Konzeptkünstler, Illustratoren, Fotografen und Grafiker (de-)konstruieren bereiste Landschaften und verarbeiten Eindrücke der Fremde. Auch den Künstler Flavio de Marco, Autor des fiktiven Reiseführers Stella, beschäftigt das Thema. Seine eigens für die Ausstellung konzipierten Arbeiten thematisieren anhand von Auslassungen und Übermalungen die Rolle von Sehgewohnheiten, Vorstellungskraft und Wunschdenken in der medialen Kommunikation von Reisen.

Die Ausstellung zeigt Werke von Otto Arpke, Marcus Behmer, Peter Behrens, Lucian Bernhard, Bernhard von Breydenbach, Marcel Broodthaers, Cornelis de Bruyn, Theodor de Bry, Flavio de Marco, Emil Cardinaux, Adolphe Mouron Cassandre, James Cook, Josef Furttenbach, Julius Gipkens, Uwe Häntsch, Johann Daniel Herz, Herbert Kapitzki, Julius Klinger, Elli Kowalski, Bernard Larsson, Erich Mendelsohn, Jakob Mores, Joseph Maria Olbrich, Emil Orlik, Rico Puhlmann, Paul Sachse, Caspar Scheuren, Jan Tschichold, Anton von Werner, Robert Wimmer und anderen.