An einem Winterabend schickte sie mir einen Titel aus Berlin und bat mich, ihn mir anzuhören. In der Vergangenheit hatte ich Musik gelernt, und eigentlich ist mir etwas von den Tagen aus Klaviertasten, Leitern, Arpeggios, Metronomen und Noten geblieben. “Höre es Dir an”, bat sie. Sie war aber eine Künstlerin, ich nur eine, die Musik liebte.

Das Lied war auf Französisch. Sie hatte es aus dem Italienischen übersetzt und arrangiert. Von diesem Winterabend blieben der Schnee und diese Musik in meiner Erinnerung. “Du solltest in Paris singen”, sagte ich ihr. Einige Zeit danach sah ich Maria auf einer Bühne in Rom. Dort war Amedeo Minghi, der seine 40järige Karriere im Auditorium della Conciliazione feierte. Maria war am Flügel, mitten im Orchester, und singte mit Amedeo La vita mia. Rodrigo Prado, ein brasilianischer Journalist von A Tribuna Zeitung, schrieb, dass eine neue Édith Piaf geboren war: “Und wenn man dachte, dass sich der Alter der großen Divas, beerdigt unter dem Unsinn der fremden Farce, erschöpft hatte, bietet Amedeo Minghi das Extraordinäre: Maria Dangell. Auf seiner wunderschönen DVD zur 40jährige Karriere - Amedeo Minghi all'Auditorium l'ascolteranno gli Americani - präsentiert der italienische Sänger etwas, was in dieser Niedergangsepoche als eine der faszinierendsten Pianistinnen und Sängerinnen angesehen werden kann. Mit ihrer nasalen Stimmfarbe und der atemberaubenden Stimmkraft scheint Maria Dangell auf der Bühne, am Flügel. Sie beherrscht die Bühne, hypnotisiert das Publikum, sie macht es. Ohne Angst sich zu irren, Maria Dangell ist eine moderne Édith Piaf, ein Wundertalent, ein Grund für die meist anspruchsvollen Zuhörer, ihre Apathie vor dem, was ihre Ohren erreicht, erneut zu erwägen. Abgesehen von der Stimmähnlichkeit aus einer perfekten Intonation voller Tonverschmelzungen, die Leidenschaft, das Feuer, das in der Seele eines echten Künstlers brennt, und die Haltung auf der Bühne, einfach, aber vortrefflich und erleuchtet, scheinen aus einer das Porträt der Majestät der anderen zu machen”.

Édith Piaf, Paris. Maria Dangell ist aber eine Estin, aus Tallinn am Ostsee. Sie kennt acht Sprachen, Estnisch, Russisch, Deutsch, Armenisch, Italienisch, Französisch, Englisch und Spanisch. Sie singt auch in Yiddish, in der Sprache ihrer Großeltern, und in Hebräisch, das sie im Alter von siebzehn lernte. Der letzte in der Familie, der Hebräisch sprach, war ihr Urgroßvater seitens ihrer Mutter, der Kantor einer Synagoge neben Moskau. Maria ist in einer jüdischen Familie geboren, wo sie recht früh die Liebe zur Musik erlernte. Im Alter von sieben spielte sie bereits Klavier, und dann folgte das Studium, viel Studium zwischen der staatlichen Musikschule und dem Konservatorium. Das Studium und viel Leidenschaft. Heute lebt sie in Berlin, wo sie weiter singt, spielt, komponiert. Nach Italien kam sie mehrmals. Inzwischen hat sie mit Amedeo Minghi, Francesco Baccini, Bobby Kimball von Toto, Hakeem Abu Jaleela, Keith Tynes (ex Platters) gesungen.

Im 2008, in Düsseldorf, schilderte Maria Hans-Gert Pöttering, dem damaligen Präsidenten des europäischen Parlaments, das Projekt “Hearts of Peace in the Middle East”, Herzen von Frieden im Nahen Osten, ein Projekt gewollt von Amedeo Minghi, Maria und Hakeem Abu Jaleela. Die Musik, erklärte sie, kann vieles tun, sie kann dahin Frieden bringen, wo es Hass gibt, wo es Krieg gibt. Dorthin, in den Nahen Osten, an die Drehscheibe von Christen, Juden und Muslims, in Jerusalem, die umstrittene Heilige Stadt. Am 1. April 2009 singen Maria, Amedeo Minghi und Hakeem Abu Jaleela Jerusalem von Amedeo Minghi im Anbau der Geburtskirche in Bethlehem vor 1500 Wallfahrern, und nochmal am 18. Mai 2011 im Auditorium della Conciliazione in Rom im Rahmen des Konzerts für die Seligsprechung von Johannes Paul II.

Und dann, in 2011 in Berlin, gab es noch Jerusalem auf Deutsch und Russisch, gesungen mit der Cellistin Irina Michnev im Rahmen des wunderschönen musikalischen Projekts aus Pop, Rock, Soul und Chanson mit Elementen der klassischen Musik unter dem Namen Passage To Love, eine authentische Botschaft von Liebe und Frieden, denn die Musik, die in Menschen Freude und Leiden, Kraft und Hoffnung erweckt, ist für Maria Dangell das Wunder, das uns dazu bringen kann, den Himmel zu berühren.

Text by Stefania Elena Carnemolla

www.maria-dangell.com