Die Ausstellung „Wetterbericht. Über Wetterkultur und Klimawissenschaft“ in der Bundeskunsthalle entsteht in enger Zusammenarbeit mit dem Deutschen Museum in München und seiner Zweigstelle in Bonn. Gemeinsam wählen wir einen experimentellen und interdisziplinären Zugang zu diesem aktuellen Thema, der die unterschiedlichen Perspektiven künstlerischer Positionen, der Kulturgeschichte und der Naturwissenschaften vereint. Das Deutsche Museum liefert hierbei die naturwissenschaftliche Expertise und ein großes Konvolut an Leihgaben. Unsere gemeinsame Ausstellung soll den Besucherinnen und Besuchern einerseits handfeste Erklärungen liefern, sie gleichzeitig aber auch emotional erreichen und ihre Aufmerksamkeit für die Schönheit der verschiedenen Wetter- und Klimaphänomene schärfen, die unser Leben und Überleben so existentiell bestimmen.

I'm a prisoner of hope.

(Hans Joachim Schellnhuber, Klimaexperte)

Die einzelnen Kapitel der Ausstellung vereinen künstlerische, kulturgeschichtliche und naturwissenschaftliche Exponate von höchster Qualität und aus aller Welt – insgesamt rund 400 Exponate von über 100 Leihgebern. Zu sehen sind u.a. Kunstwerke von John Constable, William Turner, Gustave Courbet, Otto Modersohn, Joaquin Sorolla, Giovanni Segantini, Germaine Richier und Pieter Hugo. Aber auch kulturhistorische und wissenschaftlichen Preziosen wie die ersten wasserdichten Gummischuhe von Macintosh und ein originales Thermometer von Daniel Fahrenheit werden präsentiert. Wir möchten starke Räume schaffen, die berühren, erklären und nachdenklich stimmen.

Wetter ist erlebbares Klima. Der Begriff „Klima“ umfasst die statistische Erfassung von Wetterereignissen über einen bestimmten Zeitraum. Aus 30 Jahren Wettergeschehen lässt sich ein Klimazustand ablesen. Die Ausstellung fragt, inwiefern kurzfristige Wetterereignisse und längerfristige klimatische Veränderungen Einfluss auf die Natur, menschliche Zivilisation und Kultur haben. Wetter und Klima sind auf der Erde allumfassend und unentrinnbar. Niemand kann sagen „das gefällt mir nicht und deshalb nehme ich daran nicht teil“. Sie sind gesellschaftlich allein deshalb in höchstem Maße relevant, da wir andauernd von ihnen betroffen und zum Teil sogar bedroht sind. Das subjektive Verhältnis des Menschen zu der ihn umgebenden Lufthülle, der „Laune der Luft“, dem „Atem Gottes“ ist seit jeher Thema künstlerischer Äußerung, Kommentierung oder Beschwörung aller Kulturen, gleichgültig ob klimatisch begünstigt oder benachteiligt.

Neben der kulturellen Perspektive auf das Wetter und seine künstlerische Rezeption spielen auch die wissenschaftliche Erfassung von Wetter- und Klimadaten, die Geschichte der Meteorologie, das Problem der Vorhersage sowie aktuelle Aspekte der globalen Klimaveränderungen eine Rolle. Der Klimawandel ist spätestens seit den 1980er-Jahren Teil unseres kollektiven Bewusstseins, und trotz wissenschaftlicher Forschung und politischen Bemühens ist das Problem weit davon entfernt, gelöst zu sein. Nach zahlreichen Klimakonferenzen und angesichts einer Unzahl an Interessengruppen ist es dem Laien beinahe unmöglich, sich ein objektives Bild zu machen. Als Thema ist der Klimawandel im gesamten Verlauf der Ausstellung präsent.

In ihrer Erzählstruktur beschreibt die Ausstellung – in 12 Räumen einem poetischen Tageslauf folgend – verschiedene Wetter- und Klimaphänomene sowie die entsprechenden menschlichen Beschwörungs- und Erklärungsversuche: vom mythisch verklärten Morgendunst, über Sonne, Luft und Meer am Vormittag, Nebel, Wolken, Regen und Wind am Nachmittag bis hin zu Sturm, Gewitter, Schnee und Eis am Abend – auf den im Sinne des Ausstellungsrundgangs ein neuer Morgen folgt. Die grundlegende Struktur der Ausstellung zeigt also einerseits die staunende, um Bedeutungszuschreibung bemühte oder auch ästhetisierende Auseinandersetzung des Menschen mit dem Phänomen Wetter in bildender Kunst, Alltagskultur und Religion, und andererseits die Bemühungen um eine wissenschaftliche Vermessung, Analyse und Simulation des Phänomens, um Wetter- und Klimaereignisse vorhersagen oder gar kontrollieren zu können. Hierbei sollen in der Ausstellung die Disziplinen ineinander greifen, anstatt wie für gewöhnlich getrennt voneinander betrachtet zu werden. So ergeben sich neue Zusammenhänge und neue Erkenntnisse.

In jedem Raum bietet der Meteorologe Karsten Schwanke einen überraschend anderen filmischen Wetterbericht. Eine „Wetterküche“ am Anfang der Ausstellung dient zudem der Erklärung der naturwissenschaftlichen Grundlagen, d.h. der Erklärung der gesamten hochkomplexen und wechselwirksamen Wetter- und Klimasysteme der Erde.

Ein „Wetterstudio“ am Ende der Ausstellung befasst sich mit den Techniken der Vorhersage kurzfristiger Wettergeschehnisse und langfristiger Klimaentwicklungen. Das Projekt „Pilot Inklusion“ der Bundeskunsthalle liefert zusätzlich interaktive und multisensuelle Stationen zu den einzelnen Wetter- und Klimaphänomenen.