Die Ausdehnung des Universums ist ein viel diskutierter Streitpunkt in den Wissenschaften, mit dem sich Astrophysiker und Astronomen insbesondere seit zwei Dekaden konfrontiert sehen. Das als Cosmic Confusion bezeichnete Dilemma und seine Lösungsansätze sind nicht nur richtungsweisend für die Zukunft der Forschung, sondern auch das menschliche Selbstverständnis. Pierre Teilhard de Chardin schrieb 1959 über die Erkenntnisse zur biologischen Raum-Zeit: „In unserem Geist vollzieht sich allmählich seit eineinhalb Jahrhunderten das vielleicht wunderbarste Ereignis, das seit dem Schritt zum Ichbewusstsein jemals von der Geschichte verzeichnet wurde: das Bewusstsein gewinnt für immer Zutritt zu einem Rahmen neuer Dimensionen; (...)“[1] Fehleinschätzungen, Diskrepanzen bei Messergebnissen und neue Theorien um dunkle Materie und Multiversen zeigen seither immer wieder auf, dass der Erkenntnishorizont begrenzt ist.

Die Einzelausstellung „Cosmic Confusion“ präsentiert Arbeiten der gleichnamigen fortlaufenden Serie Sandra Kranichs. Für ihre neue Werkserie hat die Künstlerin sämtliche, seit den 1990er Jahren entstandene Zeichnungen digitalisiert, collagiert und als großformatige Drucke ausgegeben. Hier verbinden sich organische Elemente mit grafischen Strukturen, Pflanzendarstellungen werden erweitert durch stereometrische architektonische Formen und Formationen. Bilddominierende Rauchzeichnungen überlagern Fragmente aus Graphit und Tusche. Die Vielheit der Elemente und ihre Anordnung vermitteln den Eindruck, dass es nicht das eine Bild gibt, sondern die Arbeiten das Potential schier unendlich kombinierbarer Arrangements in sich tragen, gleich einer Expansion von Raum und Zeit.

Dem entgegengesetzt steht die Werkserie „Compact Time“ aus dem Jahr 2012. Die Skulpturen – goldene Quader, gepresst aus verbrannten Feuerwerkskörpern, Konservendosen, elektrischen Kabeln, Zündern, Leitern und Stahlseilen – komprimieren Zeit und Raum. Sie sind zugleich Resultat und Relikt einer in Zürich entstandenen monumentalen Feuerwerkskulptur, die in einer pyrotechnischen Choreografie aktiviert wurde. Sandra Kranich, ausgebildete Pyrotechnikerin, nutzt jenes Medium des Feuerwerks als Erweiterung von Zeichnung im dreidimensionalen Raum. Dabei interessieren sie vor allem die Spuren, die nach dem Spektakel bleiben und Zeugnis des Prozesses ablegen. Die kompakten Zeitkapseln hinterlassen ein Gefühl von Unsicherheit: einerseits erscheinen sie als Batterien, die Energie speichern und geregelt ausgeben, andererseits als unkontrollierbare Apparate, die jederzeit explodieren könnten.